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Bildaufteilung - Der Horizont
Die folgenden Fotos wurden "auf die Schnelle" zu Demonstrationszwecken während eines Foto-Seminars auf Sylt gemacht. Ziel der Demonstration war es, den Teilnehmern, die Möglichkeiten der Bildgestaltung durch eine unterschiedliche Bildaufteilung zu verdeutlichen. Weg von den, bei Anfängern häufig zu findenden, Horizonten in der Bildmitte, hin zu bewusster Bildaufteilung.

Alle Fotos wurden von der selben Position, vom selben Standort, aus der selben Höhe und mit der selben Brennweite gemacht.

Das bewusste Gestalten:

Für die folgenden zwei Aufnahmen wurde nur der Blickwinkel verändert. Das heisst, die Kamera wurde einmal etwas nach oben und einmal etwas nach unten geneigt. Durch diese Änderung der Perspektive wurde eine andere Bildaufteilung geschaffen und eine ganz andere Wirkung erzielt.

Eines der Fotos vermittelt mehr Weite, eines mehr Nähe. Welches?
Durch das Setzen des Horizonts nach unten konzentriert sich das linke Foto mehr auf den Hintergrund, es entsteht ein "Gefühl von Weite". Durch das Setzen des Horizonts nach oben, konzentriert sich das rechte Foto mehr auf den Vordergrund, es entsteht ein "Gefühl von Nähe".

Durch eine andere Bildaufteilung entstanden zwei ganz unterschiedliche Bilder.

Das selbe Motiv im Querformat. Auch durch ein anderes Format lassen sich unterschiedliche Bilder erzielen, wie das folgende Foto zeigt. Ich erinnere noch einmal daran dass weder Position der Kamera noch Brennweite verändert wurden. Dennoch, einzeln betrachtet und miteinander verglichen, sehen wir hier jetzt schon 3 unterschiedliche Fotos, jedes auf seine Art mit seiner eigenen Wirkung auf den Betrachter.
Ist es nicht schön, das wir so viele Möglichkeiten haben, ein und dasselbe Motiv abzulichten? Warum also diese Möglichkeiten nicht bewusst nutzen um das Foto zu machen das wir sehen wollen?
Dieses Foto zeigt wie die meisten Anfänger dieses Motiv wahrscheinlich abgelichtet hätten.

Fotografiert aus Augenhöhe, weil man eben so gross/klein ist, wie man ist.
Den Horizont in die Mitte. Und den Leuchtturm auch in die Mitte.
Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Erlaubt ist was gefällt und als Erinnerungsfoto ist diese Version sicher alles andere als schlecht.
Ein schönes Motiv, ein schönes Foto.

Aber da war doch noch mehr, z.b. die unterschiedliche Wirkung durch einen unterschiedlich gesetzten Horizont.

Auch bei den beiden folgenden Fotos zeigt der unterschiedlich gesetzte Horizont die Wirkung von Nähe oder Weite. Eine Alternative zum "mittig" gesetzten Horizont.
Geht da noch mehr? Ja Klar.
Wenn wir jetzt noch den Leuchtturm aus der Mitte herausnehmen und an einen harmonischer wirkenden Punkt, gefunden durch die "drittel-Regel" setzen, erzielen wir sofort wieder eine ganz andere, in diesem Fall harmonischere Wirkung des Bildes.
Im Gegensatz zu Foto Nr.3, der wahrscheinlichen Variante eines Anfängers, bei dem alles in der Bildmitte platziert wurde, sind die beiden folgenden Fotos bewusst gestaltet.
Diese 7 Fotos zeigen alle das selbe Motiv, aus der selben Position, vom selben Standort, aus der selben Höhe, mit der selben Brennweite aufgenommen. Und doch sind es nicht nur andere Fotos, sondern haben auch jedes eine andere Wirkung.
Erlaubt ist was gefällt und es ist nicht wichtig sich an "Regeln" zu halten aber es ist wichtig sich bewusst zu sein, was man da gerade macht, welche Wirkung der gewählte Bildaufbau beim Betrachter erzielt oder verstärkt. Nur wer die Regeln kennt kann sie entweder bewusst einsetzen oder bewusst umgehen und somit seine Motive bewusst ablichten.

So manchem wird es schwer fallen sich von den "mittig" gesetzten Motiven zu verabschieden. Es wird immer wieder passieren, von ganz allein, ganz unbewusst.
Um nicht weiterhin unbewusst "mittig" zu fotografieren, muss man sich nur bewusst machen, warum man es macht. Einer der Gründe wird sein, dass man das Hauptmotiv in den Mittelpunkt setzt, um das Hauptmotiv geht es ja nun mal. Warum also das Hauptmotiv nicht an eine Stelle setzten wo es eine starke Wirkung erzielt?
Ein weiterer, der unbewusste Grund wird darin liegen, das man auf das Hauptmotiv fokussiert und zwar meist mit dem mittleren, oft einzigen, Autofokusfeld und dann einfach auslöst.
Wer nach dem Fokussieren mit halb gedrücktem Auslöser bewusst durch den Sucher schaut, sieht nicht nur jetzt schon sein Foto, er kann es auch jetzt noch bewusst gestalten. Einfach jetzt den Bildaufbau noch ändern, durch den halb gedrückten Auslöser bleibt der Fokus gespeichert.

Das unbewusste, intuitive Gestalten

Wären diese Fotos nicht nur zu Demonstrationszwecken gemacht worden, hätte ich mich intensiv mit dem Motiv und der Stimmung des Ortes auseinandergesetzt, wäre dort an dem Tag vielleicht noch einiges mehr möglich gewesen. Aber das war gar nicht nötig, denn, wer sich bewusst mit der Bildgestaltung beschäftigt, dem wird auffallen, das er nach und nach, ganz ohne darüber nachzudenken, immer besser gestaltete Fotos macht, ganz unbewusst und automatisch.

Um das zu verdeutlichen betone ich noch einmal das diese Beispielbilder "auf die Schnelle" und nur zu Demonstrationszwecken, zum ansehen direkt vor Ort auf dem Display, gemacht wurden. Bewusst wurde hier nur an der Position des Horizonts und des Leuchtturms gearbeitet.
Trotzdem fällt auf, das die Fotos, abgesehen von der bewussten "Mittigkeit", gut gestaltet sind. Das war keine bewusste Handlung sondern geschah unbewusst aufgrund von Erfahrung und einem Gefühl für Bildgestaltung. Auch die Entscheidung diese Beispielfotos gerade an diesem Ort zu machen, und nicht 10 Meter weiter, beruhte auf einem geschulten Blick und einem Gefühl für gestalterisch geeignete Motive. Wer sich bewusst mit Bildgestaltung auseinandersetzt, wird schnell merken, das er immer öfter ganz unbewusst "das richtige" macht.

Eines der Fotos gefiel mir auf jeden Fall so gut das ich es bearbeitet habe und es ist zu einem meiner besten Landschaftsfotos der letzten Zeit geworden. Und das ohne mir vor Ort wirklich Gedanken über Bildgestaltung gemacht zu haben, ausser dem setzen des Horizonts.
Dem geneigten Betrachter wird auffallen dass auch die Linienführung, die Kontraste, die Formen wie bewusst und gut gestaltet anmuten.
Nur durch Erfahrung beim bewussten Gestalten habe ich überhaupt dieses Motiv, ganz unbewusst, von diesem Standort, aus dieser Perspektive, mit diesem Bildaufbau, fotografiert.

Und DAS ist daraus geworden.

Für einige ist dies vielleicht eine extreme Bearbeitung, aber für mich ist die Fotografie nur ein Teil des Weges zu den Bildern die ich gestalten möchte und ich bin nun einmal ein alter "Pixelschubser". Eigentlich handelt es sich hier nur um ein paar partielle Tonwertkorekturen. All das war schon Im Raw vorhanden. Einzelne Bearbeitungsstufen werde ich später hier zeigen.

Was ich aber eigentlich noch sagen möchte ist das ich dadurch, das ich mich bewusst mit der Bildgestaltung auseinandersetze, hier unbewusst, selbst bei einem "Schnellschuss" zu Demonstrationszwecken, ein Bild gestaltet habe welches den Blick des Betrachters lenkt und eine ganz besondere Wirkung erzielt. Durch die Bearbeitung habe ich diese Wirkung noch verstärkt.

Ich möchte fast wetten das die meisten Betrachter mit den Augen von Links ins Bild gewandert sind. Dann der absteigenden, passend zum teilweise bedrohlich wirkenden Himmel, negativ wirkenden, Linie des Dünenkamms gefolgt sind, bis das Auge auf dem Hauptmotiv, dem Leuchtturm, einem Zeichen der Sicherheit, zur Ruhe kamen. Die am rechten Bildrand daneben gelegene kontrastreiche Linie in der Struktur der Gräser wird den Blick dann nicht direkt nach rechts aus dem Bild entlassen haben, sondern ihn vielleicht zum Vordergrund geleitet haben. Dort auf den durch Form, Grösse und Kontrast, dominierenden Grassbüschel, welcher dann den Blick in einer geschwungenden, positiv wirkenden, aufsteigenden Linie auf den hellen Streifen am Horizont leitete. Hier leitete wahrscheinlich die hellere Linie der Wolken, welche ganz nebenbei, passend zum Strandfeeling, noch eine Brandungswellenform andeuten, den Blick auf die bedrohlicheren dunklen Sturmwolken. Angelockt durch den hell/dunkel Kontrast fanden die Augen dann vielleicht zurück zum "hellen Streif am Horizont und den dort befindlichen Leuchtturm. Das zusammen mit der Weite vermittelnden Platzierung des Horizonts vermittelte vielleicht bei dem einen oder anderen einen Gefühlsmix zwischen bedrohlicher aus der Ferne herrannahenden Wetterlage und Sicherheit "vor Ort" durch den hoffnungsverheissenden hellen Streif am Horiziont und dem Leuchtturm an harmonischer Stelle platziert..

Warum bin ich mir dieser Wirkung wohl so bewusst? Absichtlich so aufgenommen habe ich es nicht. Warum habe ich ganz unbewusst dieses Foto so aufgenommen, an einem fast schon stürmischen, kalten Novembertag während eines angenehmen Fotospaziergangs? Weil ich mir der Wirkung bestimmter gestalterischer Regeln bewusst bin und diese automatisch anwende um mit meinen Bildern etwas auszudrücken.

Bewusst, gut und gezielt gestalten, heisst nicht das sture Einhalten von Regeln, sondern ist eine Sache der Übung und Erfahrung durch das Bewusstsein der Wirkung dieser Regeln.

Viel Spass und Erfolg beim bewussten, oder später mit etwas Erfahrung unbewussten platzieren des Horiziontes wünscht Andreas Fischer.

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